Editorial

Liebe CREVELTer,

bei der Erstellung eines Magazins gibt es wahrscheinlich in jeder Redaktion konkurrierende Strömungen. Das CREVELT Magazin macht da keine Ausnahme. Einerseits möchten wir Entertainment und Ablenkung bieten, Freude bereiten und eine positive Stimmung verbreiten. Andererseits wollen wir auch nicht die Augen vor dem verschließen, was um uns herum passiert.

Was ist in den anstehenden Wochen wichtiger? Das Propagieren von Harmonie und Besinnlichkeit und das Lustmachen auf Shopping und Geschenke, damit die Weihnachtsstimmung bloß nicht getrübt wird? Oder vielleicht doch der Hinweis darauf, dass es leider viele, viele Menschen gibt, die frieren, Hunger leiden oder fernab ihrer Heimat um das Leben ihrer Verwandten bangen müssen? Sollten wir nicht gerade in diesen Tagen unsere Herzen, Türen (und, ja, auch unsere Geldbörsen) öffnen für Menschen, die nicht das Glück haben, sich mit ihren Liebsten um eine mit Köstlichkeiten gefüllte Tafel versammeln und liebevoll verpackte Geschenke überreichen zu können?

Wir lassen die Antwort auf diese Frage an dieser Stelle offen, haben aber ganz bewusst zwei Geschichten in den Mittelpunkt unserer Ausgabe gestellt, die von genau solchen Menschen erzählen: Sabrina Tophofen hat schon als Kind viel Leid erfahren und einen bewegten Lebensweg hinter sich. Sie hat es – mit Motivation, aber auch mit Glück – geschafft, Obdachlosigkeit und Drogensucht zu entkommen und setzt sich heute dafür ein, Menschen zu helfen, denen es ganz ähnlich geht wie ihr einst. Ihre Kraft und Ihre Selbstlosigkeit sollten uns alle inspirieren. Olga Ianushevych hat einen gänzlich anderen Hintergrund und doch muss sie seit dem Frühjahr eine Not erfahren, die sie niemandem sonst wünschen würde: Die ukrainische Juristin ist mit ihren Kindern vor dem in ihrer Heimat tobenden Krieg nach Deutschland geflohen – und hat hier Hilfe von Menschen erfahren, die sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen hat. Sie ist in Sicherheit – und doch denkt sie in jeder Sekunde an ihre Heimat und die Menschen, die sie zurücklassen musste.

Wir verstehen auch, dass ein Ausgleich zu diesen Geschichten gut tut: Kehren Sie mit uns ein in den Drüje Patruon auf dem Westwall und lauschen Sie den munteren Gesprächen der rüstigen Damen und Herren, die sich dort um einen Tisch versammelt haben. Es handelt sich um den wahrscheinlich ältesten Stammtisch Krefelds, seine Mitglieder sind mittlerweile zwischen 76 und 93 Jahre alt und sie treffen sich schon seit über 60 Jahren. Eine Geschichte über eine Freundschaft, die die Jahrzehnte überdauert hat.

Wir hoffen, dass wir für Sie ein Magazin zusammengestellt haben, dass Sie zum Nachdenken und Innehalten anregt – und vielleicht dazu motiviert, etwas von ihrem Wohlstand mit anderen zu teilen. Aber auch ein Magazin, dass Sie gern in die Hand nehmen, weil es Sie zum Schmunzeln bringt. Wenn man es sich genau überlegt, ist das gar kein Widerspruch. Freude und Leid gehören gleichermaßen zum Leben dazu. Mal schwingt das Pendel mehr in die eine, mal mehr in die andere Richtung. Die Kunst besteht darin, die Balance zu finden. Wenn wir das nicht allein schaffen, gibt es hoffentlich jemanden, der uns zur Seite steht.

Wir wünschen Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Freunden ein schönes Weihnachtsfest sowie ein gutes, erfolgreiches und vor allem gesundes Jahr 2023.

Viel Spaß beim Lesen

Michael Neppeßen, Torsten Feuring & David Kordes

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